Mit einer MZ und Pentacon Six auf der Suche nach einem Bild
Wie alles begann…
Lange bevor ich begann mich für die Fotografie oder das Motorradfahren zu interessieren, faszinierte mich bereits die damalige DDR, auch wenn ich nie einen direkten Bezug dazu hatte.
Für mich war der zweite Deutsche Staat so unerreichbar, exotisch und fremd wie andere, weit entfernte Länder. Und doch sprachen die Menschen dort meine Sprache. Das machte wohl einen Teil der Faszination aus.
Gedankenfetzen in schwarzweiß…
Meine ersten Eindrücke und Erinnerungen waren allerdings geprägt vom damals herrschenden kalten Krieg. Als Kind sah ich die DDR nur als einen Satellitenstaat der Sowjetunion, durch den Sozialismus herunter gewirtschaftet, alles grau und zerfallen. Die Menschen erschienen mir immer grimmig schauend, es sei denn sie marschierten Fahne schwenkend zu irgendeinem Jahrestag. Heute weiß ich natürlich mehr, aber als Kind habe ich diese „Informationen“, die ich mir aus kleinen Fetzen Fernsehberichterstattung selbst zusammensetzte nicht hinterfragt und mich für weitergehende Berichterstattung oder Reportagen noch nicht interessiert.
Wenn ich heute versuche mich an meine damaligen Eindrücke zu erinnern, sind diese Gedankenfetzen alle in schwarzweiß. Den Grund dafür kann ich nicht nennen.
Mauerfall…
1989 begann eine differenziertere Auseinandersetzung, als ich jeden Tag am Fernseher mit den Flüchtlingen in den Prager und Budapester Botschaften fieberte, bis diese ausreisen durften und dann später die Mauer fiel! Das ist nun fast 25 Jahre her!
Erste Trips ins Unbekannte…
In den folgenden Jahren stillte ich meine erste Neugier mit kurzen Besuchen in Dresden, Leipzig, Erfurt, Weimar, Eisenach, Chemnitz, Rostock und Ost-Berlin.
Durch die Kürze der einzelnen Trips blieb der Eindruck natürlich nur sehr oberflächlich, genügte mir aber vorerst.
Durch den Osten – die Idee…
Mit meinem Motorradführerschein 1993 und der Suche nach einem kostengünstigen Motorrad tauchte dann erstmals der Name MZ auf!
Ähnliches wiederholte sich mit dem Namen Pentacon Six, während meiner Ausbildung zum Fotografen (1996-99).
War beides anfangs eine kostengünstige Alternative zu den gängigen Marken, so nahmen sie nach und nach auch bei mir einen Kultstatus ein.
Bei den Überlegungen, wo ich meinen Urlaub verbringen, oder wohin ich eine Motorradtour machen wollte, tauchten immer häufiger Namen wie Rügen, Usedom, Mecklenburger Seenplatte oder Sächsische Schweiz auf.
Durch den Osten – die Fragen…
Grund genug jetzt, da sich der Tag des Mauerfalls bald zum 25. Mal jährt mein Bild der damaligen DDR zu überprüfen.
Gab es die in meinem Kopf existierende DDR überhaupt?
Oder wie sah das Alltagsleben dort aus?
Was ist übrig geblieben, sowohl von meinem Bild (sofern es existiert hat) als auch vom sonstigen Alltagsleben in der damaligen DDR?
Zudem möchte ich erfahren, wie direkt Beteiligte die letzten Jahre, Monate, Wochen, Tage vor dem Mauerfall erlebten und auch die Zeit des Umbruchs danach.
Mich interessiert, was sie vermissen, was übrig ist, worüber sie froh sind, dass es sich geändert hat und was sich noch ändern soll.
Es geht hierbei nicht, bzw. nur nachrangig um die politische Wende in der DDR, sondern vielmehr um das Alltagsleben der Menschen, die private Umgebung, die allerdings nicht zwangsläufig die eigene Wohnung sein muss. Sie kann auch ein Spielplatz, ein Spazierweg, ein Schulhof, eine Kneipe oder Ähnliches sein, irgend etwas, das die Portraitierten mit ihrem Alltag verbunden haben oder auch noch verbinden.
Des weiteren beschäftigt mich die Frage: Wie viel Einheit gibt es eigentlich?
Wie unterschiedlich sind die Denkweisen tatsächlich?
Mit wie vielen Vorurteilen werde ich konfrontiert und an welchen ist tatsächlich etwas dran.
Durch den Osten – das Konzept…
Mit einer Motorrad-, Foto- Tour durch die ehemalige DDR möchte ich diese Fragen beantworten.
Es ist eine Reise in die Vergangenheit, mit einem Motorrad aus dieser Zeit, einer MZ ES250, festgehalten mit einer Kamera die ebenfalls aus dieser Vergangenheit stammt, einer Pentacon Six.
Bei den Filmen entscheide ich mich für schwarzweißes Filmmaterial, nach Möglichkeit Orwo NP 27, da zum ersten schwarzweiß die Vergangenheit besser widerspiegelt und zum zweiten meine Erinnerungen, wie in der Einleitung erwähnt, schwarzweiß sind.
Durch den Osten – das Ziel…
Durch Gespräche, die sowohl zufällig, als auch vorher organisiert stattfinden sollen, hoffe ich, mich nach und nach dem Leben in der ehemaligen DDR anzunähern und dadurch mein Bild zu überprüfen, gerade zu rücken und mehr über das Leben dort zu erfahren.
Es sollen Fotos von Landschaften, Stadtlandschaften, markanten Sehenswürdigkeiten u.ä. entstehen, die ein Bild der Vergangenheit zeichnen, die heute die Faszination DDR ausmachen. Aber auch Bilder, die die Veränderungen zeigen, sei es durch Restaurierung oder Verfall.
Auf der anderen Seite soll gleichzeitig eine Portraitserie mit meinen Gesprächspartnern entstehen.
Als letztes begleite ich das ganze noch zusätzlich mit meiner Digitalkamera, um zum einen die Reise zu dokumentieren und um andere wichtige Situationen bzw. Bilder festzuhalten.
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